yoga macht irgendwas mit uns.
ich glaube jede:r der:die beginnt Yoga zu üben, stellt irgendwann fest, dass es irgendwas mit uns macht. Schließlich fangen die meisten ja auch Yoga an, weil sie sich sehr gestresst fühlen und unbeweglich. Das sind wahrscheinlich die Hauptgründe, warum eine Person einen Yogakurs besucht. Dies sind auch gute Ziele, nicht zuletzt weil wir die Veränderungen, die sich auf dem Weg zu diesen Zielen einstellen tatsächlich sehen (der Körper wird beweglicher und kräftiger, je nach Yogastil) und fühlen (wir beginnen bewusster zu leben und unser Stresslevel dadurch zu senken) können. Sichtbare Ergebnisse sind immer hilfreich, denn sie helfen uns am Ball zu bleiben und regelmäßig zu üben, etwas indem besonders Yogapraktiken ihre voll Wirkung entfalten können.
Yoga macht irgendwas mit uns. Bildquelle: Canva
kann eine yogapraxis sich wirklich auf unsere zellen auswirken?
Wie aber sieht es mit den nicht-sichtbaren Effekten aus? Kann eine Yogapraxis sich tatsächlich auf unsere zellulären Systeme auswirken? Könnte Yoga tatsächlich z.B. unser Immunsystem beeinflussen? Nun, es scheint ganz danach auszusehen, wenn man sich die Ergebnisse dieser Studie anschaut: Yoga maintains Th17/Treg cell homeostasis and reduces the rate of T cell aging in rheumatoid arthritis: a randomized controlled trial. Diese Studie hat meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen, weil T-Zellen und rheumatoide Arthritis Inhalt meiner Masterarbeit am Karolinska Institut in Stockholm waren und irgendwie interessiert mich das Thema immer noch. Klingt erstmal nach viel Fachchinesisch, aber wir schauen uns das etwas genauer an.
wie unser immunsystem funktioniert.
Unser Immunsystem besteht aus einer zellulären Abwehr, die man in angeborene und erworbene Abwehr unterteilt. Die angeborene Abwehr besteht im Wesentlichen aus Fresszellen und unspezifischen Antikörpern und bildet unsere erste Verteidigungslinie. Ist sie durchbrochen und einem Erreger ist es gelungen, sich breit zu machen, kommen die Zellen der erworbenen Immunabwehr ins Spiel. Sie müssen erst mal von den Fresszellen informiert werden, wie der Erreger denn überhaupt aussieht. Und wenn das passiert ist, dann entstehen aus diesen Zellen lauter spezialisierte Subgruppen. Das Immunsystem ist wirklich unendlich viel komplexer, als ich es hier in einem Blogpost wiedergeben kann und wenn du anfangen mnöchtest es zu verstehen, empfehle ich dir diesen Cartoon. Auf jeden Fall aber kann sich das Immunsystem auch gegen den eigenen Körper richten, wenn es z.B. falsche Informationen bekommt oder irgendwelche Signalwege blockiert sind oder nicht richtig funktionieren. Das ist passiert, wenn man eine rheumatoide Arthritis (RA) hat. Und auch hier entstehen lauter Subgruppen, zum Beispiel regulatorische T-Zellen (die guten) und Th17-Zellen (die bad guys).
was ist rheumatoide arthritis und wie bekommt man sie?
RA ist eine autoimmune Erkrankung, bei der das Immunsystem die eigenen Gelenke angreift. Knorpel wird sozusagen aufgelöst und die Gelenke degenerieren und deformieren, begleitet von mitunter schweren Schmerzen. RA ist keine Arthrose, letztere betrifft zwar auch die Gelenke, aber an ihr sind keine Antikörper gegen das eigene Gewebe beteiligt. Wie genau es zu RA kommt, weiß man noch nicht so genau. Ziemlich sicher sind die gängigen Risikofaktoren auch hier beteiligt, also Rauchen, Übergewicht und tatsächlich auch die Wechseljahre. Schwindet nämlich das Östrogen, das einen modulierenden Effekt auf das Immunsystem hat (deswegen bekommen Frauen übrigens auch keine Männergrippe), dreht das Immunsystem möglicherweise frei, wenn es aus Konditionen wie Osteoporose, Paradontitis und Gelenkentzündungen trifft (was Parodontitis mit dem Immunsystem und der Entstehung von Autoimmunerkrankungen zu tun hat kannst du in meinem Blogartikel fight the flu nachlesen). Daher ist es auch so immens wichtig beispielsweise Oseoporoseprävention zu betreiben, z.B. mit intensivem Krafttraining, aber schon jeden Art von Bewegung unterstützt die Knochendichte und -gesundheit. Deswegen sind Frauen in der Perimenopause auch die Hauptbetroffenen von Autoimmunerkrankungen wie RA. Östrogen hat außerdem einen Knorpel-schützenden Effekt, der, wenn er in den Wechseljahren nachlässt, die Knorpeldegeneration durch Entzündung begünstigt.
Rheumatoide Arthritis geht mit schweren Gelenksentzündungen und Schmerzen einher. Bildquelle: Canva
was der t-rex mit rheuma zu tun hat
Auf jeden Fall ist es bei einer etablierten RA wichtig, ein Gleichgewicht zwischen den regulatorischen T-Zellen, die die Entzündung modulieren, und den Th17 Zellen, die die Entzündung forcieren, zu wahren. Haben wir zu viele Th17-Zellen, kann es eher zu einem Entzündungsschub kommen. Übrigens empfiehlt es sich hier, seinen Salzkonsum zu mäßigen, denn zu viel Salz steht in Verdacht, diese Th1- Zellen zu aktivieren und das auch bei Gesunden. Ist das ein Dauerzustand, werden chronische Entzündungen gefördert, die dann wieder den Nährboden für andere Erkrankungen bilden. Aber zurück zur Studie.
Die regulatorischen T-Zellen, auch Tregs genannt (gesprochen wie T-Rex) sind ihrerseits bei RA und anderen Autoimmnuerkrankungen i.d.R. in ihrer Funktion eingeschränkt, so dass es dreimal wichtig ist, die Balance zwischen Tregs und Th17-Zellen therapeutisch herzustellen und zu erhalten. Neben dieser Dysbalance scheinen die Tregs auch schneller zu altern, was man an Veränderungen an der DNA der Zellen erkennen kann.
yoga wirkt tatsächlich auf das immunsystem.
Was hat das jetzt alles mit Yoga zu tun? Wir wissen bereits, dass Yoga sehr wahrscheinlich einen Immunsystemstärkenden Effekt hat und das sowohl auf die angeborene Immunabwehr, als auch auf die erworbene Immunität. Das bedeutet, dass eine Yogapraxis tatsächlich zwar nicht 100%ig vor Infektionen schützen kann, aber doch ein wenig widerstandsfähiger macht. Außerdem hat eine Metaanalyse gezeigt, dass Yoga das Entzündungsgeschehen im Körper ganz allgemein senken kann, was es eigentlich dafür prädestiniert, als unterstützende Maßnahme bei entzündlichen Erkrankungen und in der Prävention eingesetzt zu werden. Durch Yoga können sogenannte inflammatorische Zytokine, als entzündungsfördernde Stoffe im Körper gesenkt werden und die Bildung anti-inflammatorischer Zytokine gefördert werden.Dieser Umstand und alles, was wir bisher über die Wirkung von Yoga wissen lässt den Rückschluss zu, dass Yoga sowohl molekular, zellulär, auf Organsystem und eine Person in ihrer Ganzheit wirken kann.
Kann Yoga wirklich bei Rheuma helfen? Bildquelle: Canva
die studie.
In der vorliegenden Studie konnte genau dies gezeigt werden. Hier wurden insgesamt 64 Teilnehmer:innen randomisiert in zwei Gruppen aufgeteilt. Randomisiert bedeutet, die wurden der jeweiligen Gruppe zufällig zugeordnet. Und die Studie ist mit 64 Teilnehmer:innen an sich nicht groß, aber angesichts der Komplexität der Durchführung doch ganz ordentlich.
Die eine Gruppe wurde einem Yogaprogramm unterzogen, die andere nicht. Und ganz grundsätzlich konnte nach der Intervention eine geringere Krankheitsaktivität gemessen werden und der Effekt schien für Frauen sogar stärker zu sein als für Männer. Und jetzt kommt das Abgefahrene, wie ich finde: man konnte nach der Yogaintervention weniger Th17-Zellen, also weniger Entzüngungsaktive Zellen und mehr Tregs messen, die auch noch weniger Anzeichen der zellulären Alterung in Form von epigenetischen Veränderungen an der DNA aufwiesen, die diese Krankheit so schwierig macht. Und es konnten zwar keine Veränderungen am tatsächlichen Wert der Entzündungsmarker festgestellt werden, aber deren Genexpression war signifikant verringert. Das ist aber nicht verwunderlich, da alle Patienten medikamentös eingestellt waren. Man könnte jetzt vermuten, dass vielleicht ein Teil der Proband:innen eventuell mit weniger Medikation auskommen könnten, was bei dem eingesetzten Methotrexat wünschenswert wäre, da es nicht ganz unbeträchtliche Nebenwirkungen hat. Aber ich betone nochmal zu Sicherheit, dass es sich hierbei um eine Vermutung meinerseits handelt und keinesfalls um eine Therapieempfehlung.
yoga oder doch nur gesunder lebensstil?
Wie alles, was gute ist, kommt diese Wirkung mit einem Preis: die Yogapraxis wurde zwar für die Proband:innen angepasst, so dass keine weiteren Schäden an Gelenken entstehen konnten und es wurden Meditation und Entspannung, sowie Pranayama integriert, aber die Praxis dauerte auch 120 Minuten an fünf Tagen in der Woche. Für alle, die einen Quick Fix suchen, schon mal ungeeignet, allerdings möglicherweise ein guter Handel in Anbetracht der Schwere der Erkrankung. Außerdem wurden die Proband:innen in Stressmanagement, Lifestyle und Ernährung geschult, was sich so ziemlich nach einem ganzheitlichen Gesundheitscoaching anhört. An dieser Stelle muss man sagen, dass Yoga sicherlich auch aufgrund seiner Philosophie und bereits bekannten positiven Wirkungen den Placeboeffekt insbesondere fördert. Es ist mehr als wahrscheinlich und auch schon dokumentiert, dass Bewegung, Ernährung, Schlaf und Stressmanagement sich positiv auf das Immunsystem auswirken. Bei den beschriebenen Effekten handelt es sich also eher nicht um solche, die dem Yoga exklusiv zu eigen sind, sondern um die Effekte eines gesunden und bewussten Lebensstils. Andererseits bietet der moderne Yoga bereits ein System, dass aus all diesen Aspekten besteht und es müssen keine Routinen neu erfunden werden. Das ist aber schon mein einziger Kritikpunkt an dieser Studie, denn im Prinzip ist es egal, warum jemand einen gesunden Lebensstil wählt und wie genau die Ausprägung aussieht, Hauptsache eine Person tut es, vor allem, wenn sie an einer so schweren Krankheit leidet.
ganzheitliche gesundheit für alle lebenslagen
Wenn du ein Coaching bei mir buchst, musst du zwar nicht 120 Minuten Yoga täglich machen, aber im Prinzip zeigt die Studie, was ich dir auch vermitteln würde: Gesundheit wird auf vielen Ebenen hergestellt. Es lohnt sich also an vielen Schrauben zu drehen, vor allem, wenn man eine Grunderkrankung hat. Ein Coaching ist nicht dazu da dich zu heilen, zumindest sollte dir das kein Coach versprechen. Aber die wenigsten bekommen z.B ausführliche Informationen über Ernährung von ihren Ärzt:innen, und selten kümmern die sich um die sprituelle Gesundheit ihre Patient:innen. All das aber bekommst du in einem Coaching und wenn du jetzt gerade denkst es ist genau das, was du brauchst, dann informiere dich hier oder schreib mir: kontakt@drkatharinakessel.com
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